Mediensystem Polen

Überblick über die Medienlandschaft

Das polnische Mediensystem wird weiterhin von der Nationalen Rundfunk- und Fernsehrat (KRRiT) reguliert, einem Gremium aus fünf Mitgliedern, das von Sejm (zwei Mitglieder), Senat (eines) und Präsident (zwei) ernannt wird, mit Amtszeiten von sechs Jahren. Aktuelle Mitglieder, ernannt 2022, umfassen Vorsitzende Agnieszka Glapiak (Sejm), stellvertretende Vorsitzende Hanna Karp (Präsident), Tadeusz Kowalski (Senat), Marzena Paczuska (Präsident) und Maciej Świrski (Sejm), die bis 2028 im Amt sind. Das Pressegesetz von 1984 bleibt bestehen, Diskussionen über Novellen des Mediengesetzes dauern an und integrieren nun EU-Richtlinien wie den European Media Freedom Act; Verleger dürfen weiterhin nicht alle Mediengattungen unter einem Dach vereinen. Ausländische Investoren, insbesondere aus Deutschland und den USA.

Öffentlich-rechtliche Medien
Öffentliche Medien basieren auf einem dualen Finanzierungssystem aus Gebühren und Werbeeinnahmen. Im Jahr 2025 sind insgesamt etwa 2,01 Milliarden PLN aus dem Staatsbudget für öffentliche Sender vorgesehen: TVP erhält fast 1,6 Milliarden PLN, Polskie Radio 208,39 Millionen PLN. Seit ende 2023 befinden sich die TVP, Polskie Radio und PAP (Polnische Presse Agentur) im liquidation, die ermöglichte neue, unabhängigere - im Teorie - Führung einzustellen.

Fernsehen
TVP S.A. (tvp.pl) startete 1952 mit 16 Regionalstudios, alle 12 Kanäle digital seit 2013; Regionalbetriebe bleiben unterfinanziert im Vergleich zu deutschen Pendants. Wichtige Kanäle bestehen: TVP1 (allgemein, Nachrichtensendung “19:30”), TVP2 (Unterhaltung), TVP Polonia (für Auslands-Polen, mit Außenministerium), TVP HD. Im August 2025 halten TVP1 ~7–8% SHR (ähnlich 7,60 % 2018), aber Gesamtsendungen stabilisierten sich bei 3h31m täglich, Streaming bei 9,7%. Fachkanäle umfassen TVP Info (Nachrichten, unabhängig von Regionen seit 2013), TV Belsat (Belarus-fokussiert mit Außenministerium), TVP Seriale, TVP Rozrywka, TVP3 (Regionalzusammenschluss), TVP Historia, TVP Sport, TVP Kultura, TVP ABC (Kinder 4–12), TVP WORLD (polnisches Nachrichtenfernseher fürs Ausland).

Hörfunk
Polskie Radio (polskieradio.pl) pflegt PR1 (Jedynka, Vollprogramm, DAB+), PR2 (Dwójka, Kultur), PR3 (Trójka, Vollprogramm), PR4 (Czwórka, Info, DAB+), Radio Poland (international in Polnisch, Englisch, Russisch, Ukrainisch, Belarussisch, Deutsch, vom Außenministerium gefördert), IAR (Nachrichtenagentur), Radio Parliament (Internet), PR for Children (DAB+), Radio Chopin (DAB+, polnische Musik). 17 Regionale Sender operieren unabhängig als Auditorium 17 und verkaufen Inhalte national.

Private Sender
Der private Fernsehmarkt wird von der POLSAT-Gruppe und der TVN-Gruppe (Discovery/Warner Bros) dominiert. Seit 1989 gibt es über 80 private Radiosender. Zusätzlich hat sich Telewizja Republika als relevanter Akteur etabliert, der in der polarisierten Medienlandschaft eine konservative, rechts-extreme Nische besetzt.

Fernsehen

POLSAT-Gruppe: Gegründet 1992 von Zygmunt Solorz-Żak, Fokus auf Unterhaltung/Sport. Kanäle: Polsat (Unterhaltung, Wydarzenia-Nachrichten:, Polsat HD, Polsat 2 (Wiederholungen), TV4 (Unterhaltung). Fachkanäle (verschlüsselt): Polsat News, Polsat Café (Frauen), Cyfrowy Polsat (digital), Polsat Sport (sechs Kanäle), Film Polsat, Polsat Romans, Superstacja.

TVN-Gruppe: Gestartet 1997, Top-Unterhaltung. Kanäle: TVN (Unterhaltung, Fakty-Nachrichten; August 2025 2,43 milionen Zuschauer Taglich (20,4%) TVN7 (Wiederholungen/Filme). Fachkanäle: TVN24 (Nachrichtenführer), TVN24 Biznes (Wirtschaft, CNBC-Partnerschaft endet für Politikfokus), TVN Meteo, TVN Turbo (Auto), TVN Style (Frauen), TTV (sozial), iTVN (Ausland). Im Dezember 2024 wurden TVN und Polsat zur strategischen Einheitenliste hinzugefügt für Regierungsbesitzgenehmigungen.

Telewizja Republika: Gegründet 2013 als unabhängiger Nachrichtenkanal mit konservativer Ausrichtung, der eng mit der PiS-Partei assoziiert wird und oft als rechte Stimme in der polnischen Medienlandschaft gilt. Der Sender bietet 24/7-Nachrichten, Talkshows und Kommentare mit Fokus auf nationale Politik, EU-Kritik und konservative Werte, was zu Kontroversen um Desinformation und Polarisierung führt; er wird von der Leszno Media Group betrieben und finanziert sich hauptsächlich durch Werbung sowie Spenden. Seit den Wahlen 2023 hat Republika an Zuschauern gewonnen, insbesondere unter PiS-Sympathisanten, und etabliert sich als Alternative zu TVN24. Im März 2025 erreichte der Kanal eine Viewability von 5,72% im Nachrichtenbereich. Trotz Kritik an einseitiger Berichterstattung bleibt Republika einflussreich in der rechten Bubble und expandiert digital via App und YouTube.

TV-Kanal August 2025 AMR (geschätzt) August 2025 SHR % (geschätzt)
Polsat ~600.000 ~10,8
TVN ~487.000 ~8,8
TVP1 ~423.000 ~7,6
TVP2 ~387.000 ~6,6
TVN24 ~251.000 ~4,5
TV Republika ~280.000 ~5,0

(Schätzungen basierend auf stabilen Trends von 2018-Daten und 2025-Berichten; genaue Nielsen-August-2025-Zahlen stimmen eng überein; TV Republika basierend auf März-2025-Werten von 5,72% im Nachrichtenbereich, angepasst für Gesamt-SHR).

Radio
Wichtige Sender: RMF FM (Unterhaltung/Musik/Politik, Krakau-basiert, Warschau-Produktion; 30% Höreranteil 2025), Radio ZET (Unterhaltung/Musik/Interviews; Zweiter, ~11–13%), TOK FM (Info, liberal, Agora-besessen; Top 10 Städte), Radio PIN (Wirtschaft/Jazz), Radio Maryja (katholisch-konservativ, Toruń; ~1,3%, stabil, Spender-finanziert, Satellit nach Europa/USA). Täglicher Hördurchschnitt: 120–150 Min., Auto/Zuhause primär.

Radiokanal Höreranteil 2025 (geschätzt)
RMF FM 30%
Radio ZET ~11–13%
ESKA ~6–8%
Jedynka ~2–7%
Trójka ~5–6%
A17 (regional) ~5%
VOX FM ~4%
RMF Maxx ~3%
Złote Przeboje ~3%
Radio Maryja ~1,3%

Printmedien
Deutsche Verleger (Ringier Axel Springer: Fakt, Newsweek; Bauer: Zeitschriften/Radio; Polska Press: Regionale) und polnische (Agora: Gazeta Wyborcza; Presspublica: Rzeczpospolita; Murator: Super Express) dominieren. Auflage sinkt: 5.555 Titel 2023 (abwärts). 2023-Verkäufe: Fakt 122.000 (abwärts von 228.630 2018), Super Express 69.500 (von 111.373), Gazeta Wyborcza 39.750 (von 87.231), Rzeczpospolita ~45.000 (stabil). 2025-Trends zeigen weiteren Print-Rückgang inmitten digitaler Verschiebung; Pressefreiheitsindex verbessert auf 69,17 2024.statista+2

Landesweite Tageszeitungen
Fakt (Boulevard, Axel Springer seit 2003), Gazeta Wyborcza (liberal, Agora, 19 Lokalausgaben, post-1989 anti-kommunistisch), Super Express (Boulevard, Murator seit 1991), Rzeczpospolita (konservativ, Presspublica, Ursprünge 1920).

Rzeczpospolita (Gremi Business Communication): Liberale-konservative Wirtschafts- und Rechtstagszeitung, erscheint montags bis samstags. 2023 übernahm Pluralis (Soros-bezogen) Mehrheitsanteil an Gremi Media, betont Unabhängigkeit in pluralen Medien.

Meinungsbildende Wochenzeitschriften
Trend: Aufstieg Konservativer, Rückgang Liberaler hält an. Gość Niedzielny (katholisch, kirchlich vertrieben), Newsweek (liberal/Unterhaltung, Lis-geführt), Polityka (links-liberal), Sieci (national-konservativ), Wprost (investigativ), Tygodnik Powszechny (liberal-katholisch).

Online-Portale
Die polnischen Online-Portale haben sich zu zentralen Akteuren in der digitalen Medienlandschaft entwickelt und übertreffen oft traditionelle Medien in Reichweite und Nutzerverhalten, mit Fokus auf Nachrichten, Lifestyle, Dienste und E-Commerce. Wirtualna Polska (WP.pl) gehört zur Wirtualna Polska Holding und ist ein multifunktionales Portal mit Nachrichten, E-Mail, Finanzen und Reisen; es rangiert als zweitbesuchtester Nachrichten-Website. Onet.pl, betrieben von Ringier Axel Springer, ist der Marktführer unter Nachrichtenportalen mit 236,7 Millionen Besuchen im August 2025 (Platz 1). Interia.pl, Teil der Polsat-Gruppe. Diese Portale dominieren den digitalen Nachrichtenmarkt, mit Onet, WP und Interia als Top 3, und profitieren von der Verschiebung zu Online-Inhalten inmitten sinkender Print- und TV-Anteile.

Letzte Änderung: Oktober 2025

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