von René Kujan, Tschechische Republik

Medien, so sollte man meinen, sind unabhängige Institutionen, die ihre Arbeit selbständig und nach besten Wissen und Gewissen tun. Ist das aber wirklich so? Ist die Medien-Realität wirklich so einfach und kristallklar?

Jedes Medium hat einen Eigentümer. Und der Eigentümer ist höchstwahrscheinlich kein Philanthrop, der seinen Besitz nur für das Beste und für jeden ohne Unterscheidung nach Rasse, Alter, Konfession oder Geschlecht zur Verfügung will. Sei der Eigentümer ein Staat, eine private Gesellschaft oder ein mächtiges Individuum, jeder hat seine eigenen Ziele. Wann nähern sich diese Ziele dem Wohle der Gesellschaft? Braucht die Gesellschaft eigentlich unabhängige Medien? Und ist es sinnvoll, die Gesellschaft darüber zu informieren, was am anderen Ende der Welt geschieht?

Ein Staat braucht mehr oder weniger zufriedene Steuerzahler, die kein Interesse an Streiks haben und die mehr oder weniger einverstanden sind, was mit ihrem Geld geschieht. Alles wird nach dem Maß des Bruttoinlandsprodukts gemessen. Wenn das steigt, ist alles in Ordnung. Ohne Rücksicht auf das Leben von anderen, auf andere oder sogar weitere Leben auf unserem Planeten. Konsum ist das wichtigste Zauberwort. Immer mehr Steaks, Kuchen und Bier, immer mehr Handys, Computer und DVD-Player, immer mehr Autos, Düngemittel und genetische Manipulationen. Darin besteht der Sinn der heutigen Gesellschaft, zumindest scheint es so zu sein. Warum würde ein Staat solche Medien brauchen, die nicht über die Errungenschaften der Industrie und über den Scharfblick der Politik berichten? Ab und zu ist es nötig, die Gier der Medien nach der Wahrheit auch ein bisschen zu dämpfen, wie es zum Beispiel in Tschechien mit dem so genannten Maulkorbgesetz der Fall ist. Private wie auch öffentlich-rechtliche Medien brauchen sich damit nicht den Kopf zu zerbrechen, wie man zu einem Wachhund der Demokratie wird, würde man meinen.

In zivilisierten Staaten schreitet die Politik zu oft mit der Industrie und scharf individuellen Interessen Hand in Hand. Manchmal offensichtlich, manchmal verdeckt. Aber Hauptsache, das BIP wächst, Gesellschaft nach diesen Kriterien gedeiht. Es geht doch letztendlich um den Konsum von allen. In weniger zivilisierten Staaten, in Diktaturen, geht es selbstverständlich auch um Konsum. Aber einer nur streng beschränkten Gruppe, die von der unterdrückten Gesellschaft profitieren will. Die Medien haben in beiden Fällen erstaunlich ähnliche Aufgaben.

Die Medien in privaten Händen haben vielleicht mehr Freiheit, wahre und objektive Informationen mitzuteilen. Mindesten dem Anschein nach. Die Regeln für alle Medien bestimmt aber der Staat. Und die Eigentümer haben auch eigene Interessen. Und der eigene Gewinn hat fast immer Vorrang vor Objektivität und Wahrheit. Gott sei Dank gibt es auch Eigentümer, die den Gewinn nicht zur Hauptsache ihrer Tätigkeit gemacht haben. Können wir aber solche Medien als unabhängig bezeichnen, wenn wir bedenken, dass sie sich nur denjenigen Seiten unseres Lebens widmen, die die anderen gar nicht sehen oder nicht sehen wollen? Ist das eigentlich auch nicht einseitig?

Es ist gar nicht einfach, trotzdem wäre wahrscheinlich jeder einverstanden: Wir brauchen unabhängige Medien, die über alles Wichtige informieren, koste es, was es wolle. Jain! Wenn sich die Medien nur an diese Regel halten, erwiesen sie der Gesellschaft manchmal auch einen schönen Bärendienst.

Entsinnen wir uns an den Fall der Vogelgrippe. Medien auf der ganzen Welt haben zu der hysterischen Reaktion heftig beigetragen, ohne sich die einfache Frage stellen: Hallo, ist es eine ernsthafte Krankheit, an der Millionen sterben werden, oder ist es eher so ernst wie der Schnupfen (ja, auch an Schnupfen können sehr geschwächte Individuen sterben; niemand macht aber einen Elefanten daraus)? Milliarden Menschen wurde Angst eingejagt, Regierungen hatten Milliarden Dollar für zwecklose Impfungen ausgegeben, die später im Eimer landeten. Und wieder hat sich kein Medium die Frage gestellt, wie ist das möglich, dass für eine neue Krankheit so schnell ein Impfstoff erfunden und getestet worden ist? Gerade von einer einzigen Firma? Obwohl Medikamente standardmäßig mehrere Jahre getestet werden, bis sie auf die Theke gelegt werden können? Mehr Fragen als Antworten. Eine Sache ist aber sicher. Die Medien haben keine gute Arbeit geleistet.

Vielleicht könnte auch John Lennon noch leben, wenn es die Medien nicht gäbe. Sein Mörder hat zugegeben, er habe ihn deshalb umgebracht, um bekannt zu werden. Er konnte sich ziemlich sicher sein, dass die Medien seinen Name veröffentlichen und dass es damit zur Erfüllung seines großen Traumes kommt. Was wäre passiert, wenn er sich nicht so sicher hätte sein können? Ernsthafte Frage. Was aber außer Frage steht, ist, dass die Medien einen krankhaften Wunsch eines Mörders erfüllt haben.

Ein Wort kann auch töten, dies steht in mehreren heiligen Büchern der Weltreligionen. Die Medien sind ein reiner Beweis. So haben sie über einen verwirrten Prediger berichtet, der in einem kleinen Dorf in den USA den Koran verbrannt hatte. Die Folge? Demonstrationen in der islamischen Welt, die in ähnlichen Fällen Tote unter den Teilnehmern zur Folge hatten. War die Nachricht über diesen Verrückten und seiner sinnlosen Tat wirklich so interessant, dass sie mehrere menschliche Leben aufwiegen kann? Kaum. Die Medien sollten auch wissen, wann es schicklich ist, das Maul zu halten.

Wozu sind also die Medien gut? Können sie wirklich eine gute Arbeit für die Gesellschaft leisten oder sind es eher Instrumente der Macht, die individuellen Interessen dienen? Trotz all ihrer Fehler ist zu sagen: Ja, Medien sind nützlich und können den Menschen bei ihrer Entwicklung helfen. Die Gesellschaft muss jedoch auf der Hut bleiben und mit Medien umgehen lernen. Die Gesellschaft, die nicht gut aufpasst, kann beim Umgang mit Medien wie ein Anfänger mit einem Nunchaku enden. Dann würde aus dem Verteidigungsinstrument ein gefährlicher Feind werden. Wir alle sollten uns bemühen, dass die Medien eher dem Nunchaku in den Händen von Bruce Lee ähneln und zur richtigen Zeit, den richtigen Fleck treffen.