von Jelena Schikun, Belarus

Es ist schon so gekommen, und ist schon seit langem in den Köpfen der Menschen verankert, und nun bleibt nur zu hoffen, dass sich die bestehende Situation irgendwann trotz aller „Aber“ verändert, wenn es sich lohnt, darauf zu hoffen, und wenn es jemand auf der Welt doch braucht. Worum geht es? - würden Sie fragen. Von den verschiedenen Auffassungen und verschiedensten Deutungen des auf den ersten Blick durchsichtigen Begriffs – Europa – ist die Rede. Es sei schon vorweggenommen, mit Europa wird kaum die EU gemeint... Das sind zwei ganz unterschiedliche Begriffe, wenn auch die Mehrheit der EU-Bürger, merken Sie, nicht die Europäer, gerade eine andere, zum Teil amüsante Meinung haben. „Es kommt auf den Blickwinkel an“, würden mehrere sofort erwidern. Ich entschuldige mich, aber wir sprechen nicht von solchen Begriffen, wie Liebe, Glück usw. Das ist doch etwas anderes. Europa ist eigentlich kein Kontinent. Im Unterschied zu offenbaren Einheiten wie Australien oder zum Beispiel Afrika entspringt die Definition von Europa als Erdteil rein kulturellen Relativitäten. Europa hat es nicht immer gegeben, noch heute existiert es nirgendwo sonst als in den Köpfen der Menschen. Die aber, die keine Ahnung davon haben und überhaupt kein Wissen, was es ist, und wo es liegt, oder alle mögliche Teilungen ablehnen, haben einerseits Glück, andererseits können sie sich eine eigene Aufteilung des Kontinents ausdenken, ist ja auch eine Idee.

Das interessanteste ist dabei, dass ein Land bei allen möglichen Grenzeverschiebungen nicht wegzudenken ist, wenn auch ich somit in flagrantem Widerspruch mit mehreren Meinungen stehen werde. Es heißt Belarus. Es lag und liegt gerade im Herzen Europas. Wundern Sie sich nicht, mehrere Leute wissen das wirklich nicht. Einige von ihnen sind sicher, dass sich Belarus irgendwo in Russland oder sogar in Sibirien befindet, die anderen, die vielleicht eine bessere Note in der Geografie hatten, sagen, dass es neben Russland und der Ukraine liegt, bei der Lagebestimmung des Landes ist noch das Wort „zwischen“ verbreitet. Es sei interessant, was beispielsweise die EU-Bürger sagen würden, wenn jemand sagte, dass die EU irgendwo zwischen den USA und Asien liegt.

Jetzt können sie sich vorstellen, wie diese Wörter „irgendwo“ und „zwischen“ uns das Herz durchschneiden. Die Mehrheit der EU-Bürger weiß nicht wo die Republik Belarus liegt, dabei aber sind sich alle sicher, dass irgendwo dort „Europas letzter Diktator“ sitzt. Belarus` Wissen hört gerade hier auf. Weitere Informationen über Belarus und über den Präsidenten des Landes der blauen Seen fehlen einfach in den ausländischen Medien. Was es noch in Belarus gibt, und wie viel die Regierung mit dem Präsidenten an der Spitze für das Land macht, weiß niemand. Die Artikel und Beiträge zu diesem Thema wären höchstwahrscheinlich nicht gefragt und dadurch nicht honoriert. In der EU-Presse ist nur Kritik zu finden und nichts mehr. Die Republik Belarus ist aber so jung, weniger als 20 Jahre alt, lassen sie uns ein bisschen Zeit. Es ist doch so einfach, alles zu verändern, sich eines Besseren belehren zu lassen, und letztendlich wahrzunehmen, dass es ein unmöglicher Sachverhalt ist – Europa in Europa drinnen.


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