Serbien

Medien in Serbien

Medienpolitik

Obwohl die Situation nach der Wende im Jahr 2000 sowohl in der Politik, als auch in den Medien besser ist als vorher, können wir bemerken, dass die Politiker noch immer danach streben, großen Einfluss auf die Journalisten und Medien auszuüben. Für die Regierungsparteien sind RTS (öffentlich-rechtlicher Serbischer Rundfunk) und RTV (öffentlich-rechtlicher Wojwodinischer Rundfunk) besonders interessant, da Mitglieder des Verwaltungsrates auch politisch aktiv sind; für die Kommunalbehörden die Lokalsender, die rechtlich unter ihrer Kontrolle sind. Es gibt auch Privatmedien, deren Besitzer Geschäftsleute sind, die eigene Parteien gegründet haben oder auf andere Weise in der Gesellschaft einflussreich sind. Wer das Geld hat, der führt das große Wort.

Mediensystem

Das Mediensystem in Serbien ist ein System der privaten, staatlichen und öffentlich-rechtlichen Medien. Das einflussreichste Medium in Serbien ist der staatliche Sender Radiotelevision Serbien– RTS. Er hat vier TV-Programme (RTS1, RTS2, RTS3, RTS SAT) und vier Hörfunkprogramme (Radio Beograd 1, Radio Beograd 2, Radio Beograd 3 und Radio 202). Die Rundfunkanstalten haben in fast allen größeren Städten Serbiens Korrespondenten, zudem im Ausland u.a. in Moskau, Brüssel und Washington.

Es gibt auch einen regionalen öffentlich-rechtlichen Sender - Radiotelevision Wojwodina (RTV), der die nördliche serbische Region Wojwodina deckt. Er umfasst zwei TV-Programme (RTV1 – meistens auf Serbisch, RTV2 – auf Ungarisch, Roma, Rumänisch, Ruthenisch, Slowakisch, Mazedonisch, Kroatisch) und vier Hörfunkkanäle (Radio Novi Sad 1 – auf Serbisch, Radio Novi Sad 2 – auf Ungarisch, Radio Novi Sad 3 – auf Slowakisch, Rumänisch, Kroatisch, Roma, Ruthenisch, Ukrainisch,Oradio).

In den letzten Jahren wurden viele Privatmedien gegründet. Die privaten TV-Sender mit den Frequenzen für das ganze Land sind: Happy TV, TV PINK,

02.TV (früher: TV B92) und TV Prva. Zum nationalen Hörfunk gehören: Radio Play, Radio Index, Radio, Radio S, Hit Music FM. Diese Medien haben Lizenzen von der Regulierungsbehörde für elektronische Medien bekommen. TV PINK, mit seinem Unterhaltungsprogramm ist ein Hauptkonkurrent von RTS, der mehr ein informatives Programm produziert.

Obwohl die Mediengesetze in Serbien, wie auch die internationalen Empfehlungen und Konventionen, eine Transparenz in Bezug auf die Eigentümer von Medien vorsehen und über die Notwendigkeit von Medienpluralismus geredet wird, um illegale Medienkonzentration zu verhindern, kennen die Bürger die Besitzer der Medien in Serbien nicht vollständig.

Medienrecht

Die wichtigsten Mediengesetze sind:

  • Gesetz über die öffentliche Information und Medien
  • Gesetz über die elektronischen Medien
  • Gesetz über die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten

Das wichtigste Organ im Medienbereich ist die Regulierungsbehörde für elektronische Medien (RRA). Sie ist dafür zuständig, Frequenzen an Sendern auszugeben, aber auch zu kontrollieren, ob die Programme der Sender inhaltlich den rechtlichen Bestimmungen entsprechen. Wenn das kein Fall ist, hat auch RRA die Zuständigkeit, Strafen an diesen Sendern festzulegen. Wer ein Pressemedium gründen will, der kann das frei, ohne Erlaubnis machen. Im Fall der Verletzung der gesetzlichen Vorschriften unterliegen diese Medien dann direkt den Strafen und Entscheidugen der Gerichte.

Im Sommer 2005 hat das serbische Parlament eine Novelle zum Rundfunkgesetz verabschiedet. Die Regierung hat in ihrem Entwurf für die Gesetzesnovelle vorgeschlagen, die Privatisierung von 120 Lokalmedien, die derzeit der Kontrolle der Kommunalbehörden unterliegen, bis Ende 2008 aufzuschieben. Die Privatisierung wurde aber nicht vollständig realisiert und der Prozess wurde abgebrochen. Der Prozess der Transformation der staatlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten (RTS und RTV) zu einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk wurde im Jahr 2006 beendet.

Das neue Gesetz über die öffentliche Information und Medien hat im Jahr 2014 neue Regeln festgelegt. Der Gesetzesentwurf hat die Gründung eines Medienregisters vorgesehen, was stellte der erste Schritt zu einem transparenten Mediensystem in Serbien vor und auch notwendig für die Regulation eines chaotischen Zustandes im Mediensektor war. Das Medienregister fang im 2015 mit der Arbeit an und stellt eine zentralisierte elektronische Dateienbasis über Medien dar.

Die neuen Gesetze beschränken die Rolle des Staates in diesem Bereich. Der erste Schritt war eine neue Frist für die Privatisierung (bis Ende Oktober 2015 - der Prozess ist heutzutage noch aktuell und wieder nur teilweise fertig). Es wird eine neue Situation geben: Viele (lokale) Medien werden aufgegeben, weil sie uninteressant für die Anleger sind.

Neu ist das Finanzierungsmodell der Sendungen für das Gemeinwohl. Der Staat, die Provinzen und die Selbstverwaltungen dürfen nur projektbezogen unterstützen: Sie finanzieren somit einzelne Sendungen, nicht die Rundfunkanstalten insgesamt. In den Gesetzen werden auch die Kompetenzen des Staates im Bereich der audiovisuellen Mediendienste-Anbieter beim Übergang zum digitalen Rundfunk definiert. 2015 hatte, wie im gesamten Europa, ein neues Technikzeitalter begonnen. Die Digitalisierung in Serbien wurde im Juni 2015 erfolgreich abgeschlossen. Heute wurde 98% der Serben, die Radio-/Fernsehengerät besitzen, mit dem modernsten digitalen Signal versorgt.

Das Werbegesetz bestimmt wer, wann, wie lange im Fernsehen werben kann. Zum Beispiel kann ein Werber im kommerziellen Fernsehen 20 Prozent des ganzen Tagesprogramms besetzen und im öffentlich-rechtlichen Sender nur zehn Prozent. Es wird auch teilweise ein Werbeverbot für Produzenten von Alkoholgetränken und Zigaretten eingeführt.

Medienfinanzierung

Öffentlich-rechtliche Sender:

RTS und RTV als öffentlich-rechtlichen Sender werden teilweise aus dem stattlichen Budget finanziert; Der andere Teil kommt von der Rundfunkgebühr. Gebühr, die an die Stromrechnung gebunden wird, muss von allen bezahlt werden, die einen Stromzähler besitzen. Obwohl es auch die Idee gab, öffentliche Sender nur aus der Gebühr zu finanzieren und mit dem Gebrauch der staatlichen Finanzmittel zu diesem Zweck aufzuhören, sehen neue Veränderungen des Gesetzes über die öffentlichen Information und Medien vor, dass diese zweiseitige Art der Finanzierung bis zum Ende 2017 unverändert bleibt. Mit der Ermäßigung der Gebühr, die heute 1,26 € beträgt, bleibt dann der Staat die wichtigste Finanzquelle der öffentliche Medien. Als der Grund für diese Entscheidung hat der Parlament „höhe demokratische Bedeutung der Medien“ genannt.

Private Sender:
Die Finanzierung erfolgt durch Werbeeinnahmen, verschiedene Donationen und weitere Projekte

Entwicklungen im Mediensystem

2014 trat in Serbien das neue Gesetz über die öffentliche Information in Kraft. Das Gesetz, das die Funktion der Medien regelt, wird von vielen Journalisten sehr kritisch bewertet, da es sehr schnell in Kraft getreten ist. Das Gesetz sähe „niedrigere Bußgelder für die, die Steuern hinterzogen haben, Tausende arbeitslos gemacht und Betrug im Zuge der Privatisierung begangen haben“, vor. Die Journallistenvereinigung Serbiens weist darauf hin, dass das größte Problem im Gesetz die Voraussetzung der Unschuld darstellt, d.h. „dass in den Medien niemand den anderen als Täter einer Straftat bezeichnen darf". Das Gesetz sieht ein weites Spektrum von Bußgeldern vor. So bekommen zum Beispiel Gründer von öffentlichen Sendern, wenn sie dabei gegen das Gesetz verstoßen oder die Sender nicht im Register für öffentliche Sender eintragen, ein Bußgeld mit einer Spannweite von einer Million bis zu 20 Millionen Dinar (10.000 bis 200.000 Euro). Für diese Gesetzesübertretung bekommt die verantwortliche Person ein Bußgeld verhängt. Die Südosteuropäische Medienorganisation (SEEMO) und das internationale Medieninstitut (IPI) schätzen, dass das neue Gesetz zur Stärkung der Autozensur führen könnte und zur Schließung einiger Medien mit der Feststellung, dass dieses Informationsgesetz einen Einfluss auf die Begrenzung des Forschungsjournalismus und die Analyse haben könnte. SEEMO hat die Behörden in Serbien aufgerufen, dass sie in absehbarer Zeit eine Entwicklungsstrategie im Land festlegen. Anderweitig kritisiert IPI generell das Einmischen von Behörden in die Prozesse der Medienfunktion und setzt sich dafür ein, dass „die Medien sich selbst regulieren sollten“.

Der Prozess der Medienprivatisierung daurte länger als vorgesehen, wurde aber bis Ende 2015 offiziell fertig gemacht. Das beeinflusste am meistenst kleine lokale Radiostationen die im Besitz Lokalbehörden waren, denn viele von ihnen wurden ausgeschaltet während des Prozesses. Von 73 Medien, die für Privatisierung vorgesehen waren, 34 sind erfolgreich in privaten Händen umgestellt worden und 20 existieren nicht mehr. Der Rest traff verschiedene Probleme im Prozess und deren Status ist noch immer unter Fragezeichen (unter anderem die nationale Nachrichtenagentur Tanjug).


Probleme

Es kann festgestellt werden, dass in diesen Zeiten für die Medien die Finanzierung das Wichtigste ist, besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschaftskrise. So können sich auch kleinere private Medien immer schwieriger durch das Wirtschaftsmarketing finanzieren, immer mehr werden aufgelöst. Die Konkurrenz um die Nutzung der Frequenzen auf regionalem, aber auch auf nationalem Niveau ist sehr hoch. Die Produktion von informativem Programm ist kostspielig, so dass einige Sender auf preiswertere Unterhaltungsprogramme mit geringerer Qualität ausweichen. Journalisten selbst begegnen sich in Arbeit oft mit Zensur und Autozensur, was besonders auffällig jetzt unter Vucics Regierung geworden ist. In jedem Fall bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich das Mediensystem entwickeln wird, in einem kleinen Staat mit einer großen Anzahl an Medien.

Öffentlich-rechtliche Sender

Fernsehen

  • RTS Radio-televizija Srbije: Serbischer Rundfunk, Nationalsender, www.rts.rs

Redaktionelle Ausrichtung: Regierungsfreundlich, konservativ, v.a. auf eine gesetztere Zielgruppe ausgerichtet. Die Regierung hat starken Einfluss auf die Nachrichtenredaktion. Allerdings kann man nicht von Hofberichterstattung sprechen, es sind in der Berichterstattung mehr oder weniger alle Parteien präsent. Sehr starke Einflussnahme der Regierungspartei SNS.
Reichweite (für RTS1): 21,2% (August 2017, Quelle: Nielsen Audience Measurement)

Der Direktor des Rundfunks ist Dragan Bujosevic.

  • RTV Radio-televizija Vojvodine: Woiwodina Rundfunk, Regionalsender, strahlt in zehn Sprachen aus, www.rtv.rs

Öffentlich-rechtlicher Sender der autonomen Provinz Wojvodina. Die Regierung hat starken Einfluss auf die Nachrichtenredaktion.

Eigentümer: Stadt Belgrad. TV Sender für die Hauptstadt und Umgebung. Stand unter großem redaktionellen Einfluss der Regierungspartei SNS. Kaum kritische Töne gegenüber der Stadtverwaltung. Meistens Service-Informationen, aber auch Nachrichtenmagazine über die aktuelle politische Lage.

Radio

  • Radio Beograd: drei Programme, drittes Programm teilt sich Frequenz mit zweitem Programm, 20-5 Uhr: Klassische Musik und Wissen
  • Radio 202: auch ein Teil von RTS
  • Radio Novi Sad: Teil von Woiwodina Rundfunk, Regionalhörfunk, www.rtv.rs

Private Sender

Fernsehen

Redaktionelle Ausrichtung: Schwerpunkt Informatives- und Unterhaltungsprogramm (TV-Shows)

Eigentümer: „ANTENA“ Gruppe

O2.TV (reformierte TV B92) war Symbol für den Kampf gegen das Milosevic-Regime und auch Inbegriff des investigativen Journalismus: kritisch gegenüber jeder Regierung. Einige Sendungen wie INSAJDER haben diesen Sender berühmt gemacht, als die Stimme des Kampfs gegen Korruption und Kriminal in Serbien; jedoch waren Autoren der Sendung Opfer zahlreiche Bedrohungen und befinden sich immer noch unter Polizeischutz, während die Sendung heute nur an der B92 Webseite ausgestrahlt wird. Eine der wichtigsten und einflussreichsten politische Talkshows „Utisak nedelje“ wurde ebenfalls aus dem Program abgesetz, wie ein Ergebnis der Medienzensur. Seit dem Verkauf an die griechische ANTENA (auch Besitz von TV PRVA) starke Kommerzialisierung des Programms. Das Nachrichtenprogramm ist leider nicht mehr kritisch und verzeichnet sinkende Zuschauerquoten. Starke Einflussnahme der Regierungspartei SNS. Im August 2017 haben die Besitzer Entscheidung getroffen, die ganze visuale Identität des Mediums zu verändern, zusammen mit dem Name und Programschema, um die Modernisierungsstandarde zu erreichen. B92 lebt aber weiter nur wie Online-Portal unter die Adresse www.b92.net.

Reichweite (Share): 4,7% (August 2017, Quelle: Nielsen Audience Measurement)

Redaktionelle Ausrichtung: Schwerpunkt Unterhaltung (Realityprogramme, Shows, Musik, Filme). Das Nachrichtenprogramm ist sehr regierungsfreundlich, persönliche Freundschaft zwischen der SNS-Spitze Nikolic/Vucic und Mitrovic bestehen.

Eigentümer: Zeljko Mitrovic, Medientycoon aus Milosevic Zeiten, Hauptgegner des Markteintritts von RTL in Serbien 2006

Reichweite: 12,2% (August 2017, Quelle: Nielsen Audience Measurement)

  • Pink 2 und 3 – Weitere spezialisierte TV-Pink-Programme (Film, Musik usw.)

Eigentümer Zeljko Mitrovic (siehe TV Pink). Start Ende 2012. Das Nachrichtenprogramm ist näher an der SNS-Regierung als TV Pink. Entstanden als Antwort auf die gemeinsame Content-Politik der Sender TV PRVA und TV B92 (Zielgruppenteilung)

Eigentümer: kommerzieller TV Sender, früher Newscorporation (Rupert Murdoch), wurde 2009 an die griechische „ANTENA Gruppe“ verkauft.

Redaktionelle Ausrichtung: Schwerpunkt Unterhaltung (Musikshows, serbische Serien, Lizenzenshows). Nachrichtenprogramm in den letzten Jahren stark erweitert und auf eine jüngere Zielgruppe zugeschnitten. Selten (regierungs-)kritisch.

Partnersender der Deutschen Welle: Samstag/Mittwoch Ausstrahlung des TV Magazin EVRO PULS (DW – Serbisch)
Reichweite: 7,2% (August 2017, Quelle: Nielsen Audience Measurement)

Eigentümer: Geschäftsmann Predrag Rankovic Peconi

Redaktionelle Ausrichtung: sehr nahe an SPS und SNS. Im Meinungsbildungsprozess durch die geringe Reichweite nicht relevant.

Reichweite: 7,0% (August 2017, Nielsen Audience Measurement)

  • regionale Privatsender (in Woiwodina, eine kommerzielle Frequenz)
  • viele kleine lokale Fernsehstationen


TV Sender für die Hauptstadt und Umgebung, der privatisiert geworden ist. Eigentümer - seit 2015 im Besitz der privaten Firma „Maksim Medija“ (bis dann war Studio B im Besitz der Stadt). Steht unter totalem redaktionellen Einfluss der Regierungspartei SNS. Kaum kritische Töne gegenüber der Stadtverwaltung. Meistens Service-Informationen, aber auch Nachrichtenmagazine über die aktuelle politische Lage.

Eigentümer: CNN

Redaktionelle Ausrichtung: politisch neutrale Berichtestattung, manchmal sogar regierungskritisch. Schwerpunkt am Nachrichtenprogramm und politische Sendungen.

N1 ist der exkluzive regionale Partner des amerikanischen Fernsehsenders CNN, mit drei Produktionszentren in Belgrad, Sarajevo und Zagreb.

Radio

  • Radio Play (früher Radio B92)

Eigentümer: ANTENA Gruppe (zusammen mit Prva TV und O2.TV). Schwerpunkt ausländische Musik mit ein Paar Unterhaltungsendungen. Eingerichtet auf das jüngere Publikum (Teens, Studenten)

Reichweitenstärkster Hörfunksender. Musik und Unterhaltung. Teil des S Media Systems (S Internet Portal, Radio S2, Radio S3, Radio S4). Besitzer SPS-Parteifunktionär Zoran Andjelkovic-Baki. Andjelkovic hat eine tragende Rolle bei der Regierungsbildung 2008 gespielt. Es ging um die Überzeugung der SPS-Kreisverbände mit DS eine Regierung zu bilden und so eine pro-europäische Regierung zu etablieren. Nachrichtenprogramm kurz, redaktionelle Ausrichtung unkritisch.

  • viele kleinere Radiostationen

Presse

Die älteste Tageszeitung in Serbien und wahrscheinlich auf dem Balkan heißt Politika (www.politika.rs) und ist im Jahre 1904 gegründet worden. Die Zeitung mit langer Tradition passt sich der modernen Neuzeit an. Politika AG steht in Partnerbeziehung mit dem deutschen Medienkonzern WAZ aus Essen. Dieses Unternehmen hat drei Tageszeitungen und 14 Zeitschriften. Politika ist eine informationsreiche Tageszeitung, die über aktuelle Themen aus dem Alltag berichtet. In der Zeitung kann man viele Kommentare, Analysen, Feuilletons, Berichte der Korrespondenten sowie kurze und klare Nachrichten lesen. Schwerpunkt Politik und gesellschaftliche Themen. Leser meistens älter und ausgebildet.
Chefredakteur: Ljiljana Smajlovic

Redaktionelle Ausrichtung: Seit der Gründung immer regierungsnah, keine offene Kritik.
Auflage: ca. 45.000

Die Tageszeitung Danas (Heute) www.danas.rs hat eine breite Leserschaft unter den Intellektuellen und Liberalen. Sie ist unabhängig und im Gegenteil zur Politika kritisiert das Blatt oft die Regierung.
Eigentümer: Redakteure und Journalisten der Zeitung
Zu Milosevic-Zeiten als Gegengewicht zur damals regierungsnahen Tageszeitung POLITIKA gegründet, wird v.a. von Intellektuellen gelesen

Chefredakteur: Dragoljub Petrovic

Redaktionelle Ausrichtung: DANAS spielte eine große Rolle in den neunziger Jahren, als sie sich offen gegen Milosevic stellte, auch heute weiterhin kritisch und unabhängig. Die Zeitung leidet aber unter enormen finanziellen Schwierigkeiten.

Auflage: ca. 20.000

Die Tageszeitung Blic (www.blic.rs), gegründet in den neunziger Jahren, ist noch eine Zeitung, die eine gute Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern pflegt. Eigentümer: 100%iges Ringier-Springer-Unternehmen (bis Anfang 2010 war Ringier alleiniger Eigentümer, seit Anfang 2010 Joint-Venture von Ringier und Springer). Die Leserschaft ist im Schnitt jünger und besserverdienend und lebt in Städten. Hohe Power Ratio, d.h. Marktanteil und Einnahmen an bzw. aus Werbung größer als der Anteil der allgemeinen Leserschaft.
Chefredakteur: Veselin Simonovic

Redaktionelle Ausrichtung: pro-europäisch, früher im Wahlkampf oft als Sprach-Rohr der DS gesehen und sehr kritisch gegenüber SNS (Einflussnahme von Bürgermeister Djilas (DS) durch eigene Kontrolle des Media Buying). Heute Einflussnahme durch die Regierungspartei SNS, inhaltlich stark kommerzialisiert und entwickelt sich in Richtung Boulevardpresse. Die Qualität der Berichterstattung schlecht geworden und der Ruf wesentlich verschlächtert.

Auflage: 85.000-100.000

Vecernje novosti (www.novosti.rs) wurde im Jahr 1953 gegründet und ist nach einigen Umfragen die Tageszeitung mit der höchsten Auflage in Serbien. Ihr höchstes Gebot ist eine kurze und klare Berichterstattung.
Eigentümer: Offizielle Mehrheitseigner sind TRIMAX Investment GmbH, Ardos Holding GmbH und Karamt Holding Ltd., hinter diesen Firmen stehen die beiden größten serbischen Tycoone aus Milosevic Zeiten: Milan Beko und Miroslav Miskovic. Beide haben für den Verkauf von Novosti bereits Geld von WAZ erhalten, weigern sich aber jetzt mit verschiedensten (v.a. bürokratischen) Tricks und Argumenten, Novosti, wie im Vertrag festgelegt, an WAZ weiterzugeben.

Chefredakteur: Milorad Vucelic, der ehemalige SPS-Funktionär in 90er, Milosevics enger Partner

Redaktionelle Ausrichtung: Konservativ, nationalistisch, euroskeptisch, verbreitet alte Themen und Sichtweisen: „Kosovo ist Serbien“, „Verteidigung serbischer nationaler Interessen“, Interessenvertretung der Eigentümer Beko und Miskovic ist etwas in den Hintergrund geraten, die nationalistischen Töne aber immer lauter und stärker vertreten (der vorherige langjährige Chefredakteur Dmitrovic war einer der Propaganda-Journalisten während Milosevic Regime).

Auflage: 85.000-100.000

Es gibt auch Zeitungen (Kurir, Informer, Alo!, Srpski telegraf Press, Pravda, Nacional), die oft der Boulevardpresse ähneln. Ihre Merkmale sind niedrige Preise, sensationssuchender Journalismus, attraktive Schlagzeilen und Bilder, aber auch unbestätigte Informationen. Die Zeitungen haben einen riesigen Einfluss auf die Bevölkerung und sind wahrscheinlich stark mit dem Geheimdienst verbunden. Sie unterstützen öffentlich Kriegsverbrecher und Mitglieder der früheren Geheimdienstmilitia, die hinter dem Attentat auf Ministerpräsident Djindjic stehen. Was zum Beispiel interessanter Fall mit dem Tagesblatt „Informer“ ist, ist die Tatsache, dass der Chefredakteur Dragan J. Vucicevic sehr offensichtlich der öffentliche Vertreter und Verteidiger Ministerpräsidents Vucics ist, weshalb sind viele Leute davon überzeugt, dass Vucic der geheime Eigentumer dieser Zeitung ist.

Wochenmagazine

Von den Wochenzeitschriften, die sich mit dem politischen Alltag beschäftigen, sollte man die wichtigsten erwähnen: Vreme (Zeit) (nah zum Liberalen) und NIN (nah zur Regierung, Kirche und Rechten).

NIN
Eigentümer: Springer-Ringier

traditionsreiche Wochenzeitschrift

Chefredakteur: Milan Culibrk

Redaktionelle Ausrichtung: Früher Sprachrohr serbischer Nationalisten und konservativer Intellektueller. Nach Übernahme von Ringier radikale Änderung der redaktionellen Politik; heute pro-europäisch und analytisch. Einflussnahme von Regierungspartei SNS.

Auflage: 12.000

Vreme
Eigentümer: Redakteure und Journalisten von VREME, seit vier Jahren werden auch Anteile durch den Tycoon Miroslav Miskovic verdeckt gehalten

Leserschaft: Meinungsmacher, Multiplikatoren

Redaktionelle Ausrichtung: unabhängig, kritisch, hat durch die finanzielle Anbindung an Tycoone an Schärfe verloren, ideologisch Mitte-links.

Auflage: 5.000

Nedeljnik
Start 2012, früher Eigentum von PRESS Verlag Gruppe (Djilas und Miskovic). Kurz vor Schließung der Tageszeitung PRESS, Gründung als eigenständige Firma. Leitung und Redaktion von ehemaligem Chefredakteur von PRESS Veljko Jovanovic. Eher sensationsheischende Berichterstattung

Auflage: 20.000

Der Medienlandschaft in Serbien steht nun eine gesetzliche Neuordnung bevor. Man erwartet neue Ergebnisse und neue Gesetze, die vorhandene komplizierte Beziehungen auflösen sollen.

Nachrichtenagenturen

Derzeit gibt es sechs Nachrichtenagenturen, von denen Tanjug, Beta und Fonet die wichtigsten sind. Alle sind Privatagenturen außer Tanjug, deren Besitzstatus noch nicht gelöst ist.

TANJUG
Alte jugoslawische Nachrichtenagentur, wurde im Jahr 1943 gegründet. Immer regierungsnah und durch die aktuelle Politikspitze geführt. Früher - gute Korrespondenten und benedienswerte Reputation. Bis zum Ende 2015 war Tanjug die nationale Presseagentur der Republik Serbien, musste aber wegen des Privatisierungsprozesses den Eigentumer wechseln. Obwohl die Frist schon seit langem vorbei ist, die Agentur hat keinen Kaufer gefunden und überlebt noch immer mit etwa Geld aus dem staatlichen Budget. Die finanzielle Situation ist aber ziemlich schwierig, viele Mitarbeiter wurden entlassen und die Gehälter sind wesentlich gesunken.

BETA
Entstanden während Milosevic-Zeiten als Antwort auf die Propaganda der Regierung. Gilt als professionell, hat aber Probleme bei der Finanzierung und musste in den letzten Jahren die Redaktion verkleinern.

Wichtigste Online-Portale

Die redaktionelle Ausrichtung leitet sich von den jeweiligen klassischen Medien ab.

Stand: Oktober 2017