von Istvan Deak, Rumänien

Nie war die Lage der rumänischen Medien so schlecht wie jetzt. Insolvenz ist das Wort, das die Lage am besten charakterisiert. In den letzten zwei Jahren ist die Dynamik der Medien fast ganz verschwunden. Einer der wichtigsten Gründe ist die Entscheidung der Regierung die Medien konsequent aufzufordern, ihre Schulden zu bezahlen. Ehemalige regierungsnahe Medien waren damit verwöhnt, gar keine Steuern dem Staat zu zahlen, so haben sich Schulden in Millionenhöhe angesammelt. Obwohl der Staat die Mehrwertsteuer für Medien von 24 bzw. 19 auf nur neun Prozent festgelegt hatte, waren wenige bereit zu zahlen.

So haben die meisten Medienbesitzer für ihre Verlage Insolvenz angemeldet. Journalisten wurden haufenweise entlassen. Löhne wurden gekürzt oder Monate lang gar nicht mehr gezahlt. Festangestellte gibt es nur noch sehr wenige. Die meisten sind jetzt frei oder werden pro Artikel bezahlt. Viele Journalisten kriegen auf dem Papier den Mindestlohn und den Rest schwarz auf die Hand. Wichtige Zeitungen sind ganz verschwunden. Die Auflagen der nationalen Zeitungen sind von 100.000 auf 10.000, in einigen Fällen sogar auf 5.000 Exemplare, gesunken.

Medienbesitzer sind mindestens für eine Nacht, manche sogar für zehn Jahre, wegen Korruption und Steuerhinterziehung im Gefängnis gelandet (Dan Voiculescu, Sorin Ovidiu Vantu, Dan Adamescu, Adrian Sarbu). Das war der Auslöser für alle wichtigen Zeitungen (Romania Libera, Evenimentul Zilei, Adevarul, Gandul, Jurnalul National), die den Weg der Insolvenz gewählt haben.

Die Qualität ist stark gesunken. Um auch so zu überleben, versuchen Chefredakteure die Zeitungen stark zu politisieren, um damit unbekannte finanzielle Quellen zu befriedigen. Obwohl sie ihre Glaubwürdigkeit ganz verloren haben und die Leser nichts mehr von den Zeitungen hören wollen, werden diese Printmedien künstlich am Leben gehalten, um die Interessen der Geldgeber zu gestalten. Rumänien wird das erste Land in Europa sein, wo Zeitungen ganz verschwinden werden.

Dem Onlinemarkt geht es auch nicht besser. Die Qualität ist fragwürdig, Printjournalisten sind nicht für diesen Wechsel vorbereitet, die Löhne sind niedrig und die Einkommen nicht hoch genug um zu überleben.

TV-Sender haben auch Probleme. Der Werbeanteil ist stark gesunken, die Besitzer wollen keine neuen Investitionen eingehen, so werden immer mehr Journalisten entlassen. Den Weg in die Insolvenz empfinden die TV-Besitzer auch als eine gute Lösung. So haben Realitatea TV und Prima TV Insolvenz beantragt.

In dieser Lage befürchten viele den Einfluss der Geheimdienste in den Medien. Immer mehr Journalisten werden als Geheimagenten entlarvt. Konkrete Fälle gibt es leider auch. 2012 wurde der Chefredakteur der Jurnalul National Zeitung als Geheimagent enttarnt. Die Nachricht wurde vom Geheimdienst bestätigt.

Anfang 2015 hat einer der wichtigsten TV-Moderatoren aus Rumänien, Robert Turcescu, live in seiner Sendung zugegeben, dass er Geheimagent des rumänischen Armeegeheimdienstes sei (insgesamt gibt es offiziell sieben Geheimdienste in Rumänien). Er ist an dem Abend auch zurückgetreten. Die Reaktion der Gesellschaft war unerwartet schwach. So kam er vor wenigen Wochen zu seinem Arbeitgeber B1TV als Stammgast und Politik-Experte zurück, wurde bei der Evenimentul Zilei Zeitung als Kolumnist angestellt und hat auch eine eigene TV-Sendung bei Nasul TV bekommen. Der ehemalige Leiter des rumänischen Innengeheimdienstes SRI hat live im Fernsehen zugegeben, dass sein Geheimdienst Agenten in den Medien hat und einsetzt. Wie sich die Medien so weiter entwickeln können, bleibt eine offene Frage.