von Anna Nazarenko, Ukraine

Im Großen und Ganzen finden Revolutionen sehr oft statt. Das ist auch kein Wunder. Aber nicht alle sind gleich und bringen gleiche Ergebnisse.

Die letzten Ereignisse in der Ukraine haben viele Menschen wach gerüttelt, und zwar nicht nur die Pazifisten und solche, die mit diesem Land etwas zu tun haben, sondern auch viele, die früher von Ukrainern wenig oder gar nichts gehört haben. Das war, meiner Meinung nach, das wichtigste Ergebnis.

Diesbezüglich beeinflussen am meisten die Medien unsere Wahrnehmung. Wir kriegen durch sie Information über irgendein Land, Volk und alles was dort passiert. So auch über die Ukraine.

Die Journalisten aus vielen Ländern waren ständig auf dem Maidan und im Oberrat, an beiden Seiten der Barrikaden, sie begleiteten Soldaten und Zivilisten auf der Krim und im Osten des Landes. Merkwürdig war aber auch, dass die Informationen, die sie gegeben haben, sich ständig unterschieden haben. Da haben schon mehrere Leute bemerkt, dass etwas nicht stimmt: Waren die Studenten im November 2013 so gefährlich, dass man sie unbedingt mithilfe bewaffneter Polizisten auf dem Maidan auseinandertreiben musste? Wohin ist der ehemalige Präsident Yanukovich wirklich verschwunden? Sollten die Krim und der Donbass zur Ukraine oder Russland gehören?

Solche Fragen werden irgendwann in die Geschichte eingehen und die Antworten, die sowieso danach kommen, werden auch bald Geschichte sein. Und alles, was heute passiert, wird man in einer bestimmten Zeit Geschichte nennen.

Die Wichtigkeit der Medien aber war immer und wird noch lange Zeit aktuell sein. Heutzutage kann man sich an mehrere Quellen wenden um Antworten zu kriegen. Leider sind diese Antworten manchmal sehr unterschiedlich. Um das klar zu machen, muss man wissen, wer die Geschichte geschrieben hat.

Seit Schulzeiten haben wir (in der UDSSR) gelernt, dass das russische Volk der erste und wichtigste Nachfolger der slawischen Völker ist und alle anderen nur „die kleiner Brüderchen“ sind. Es gab nur eine von der sowjetischen Regierung abgestimmte Informationsquelle. Dort wurde klar vor gegeben, „was schwarz und was weiß ist“.

Heutzutage gibt es viele Diskussionen, ob das alles wirklich stimmt. Plötzlich aufgetauchte Quellen zeigen, dass eigentlich die Russen mit den Slawen gar nichts zu tun hatten, dass die Ukrainer mehr gemeinsam haben mit anderen Völkern wie Polen und Litauern als mit den Russen. Und sie zeigen auch, wo die Grenzen jedes europäischen Landes vor hundert oder noch mehr Jahren waren. Das wissen wir auch dank der damaligen Medien, die manchmal nicht richtige Medien waren, sondern gut ausgebildete Zeugen, die alles gesehen haben und notieren konnten. Allerdings haben sie die Geschichte geschrieben. Und sie machen das heutzutage noch.

Jetzt kommt ein neues Kapitel zur Geschichte Europas dazu. Als Ukrainerin bin ich stolz darauf, dass wir daran beteiligt sind: Nicht immer mit gutem oder beispielhaften Auftreten, aber trotzdem mit eigener Stimme. Allein, unseren (ukrainischen) Erfahrungen nach ist es sehr wichtig, dass die Geschichte objektiv und mehrseitig geschrieben wird. Und das sollte für alle Medien klar und verständlich sein.


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