von Tungalagtuya Mishig, Mongolei

Die Mongolei ist ein Binnenland, das zwischen den beiden großen Giganten China und Russland eingeschlossen ist. Die in den letzten Jahren entdeckten riesigen Rohstoffvorkommen haben für die Mongolen die Hoffnung geweckt, dass der Mongolei eine glänzende Zukunft bevorsteht. Die in den Medien häufig genannten Vergleiche mit den arabischen Ölstaaten (z.B. Katar, Abu Dhabi) bieten sich an, die Einkünfte aus dem Rohstoffexport könnten auch für die zahlenmäßig geringe Bevölkerung der Mongolei einen eindeutigen Anstieg des Wohlstands bedeuten.

Die Mongolei verfügt über eine sehr große Reserve an mineralischen Rohstoffen wie Kupfer, Gold, Molybdän, Wolfram, Flussspat, Kohle und Uran sowie ein wenig Erdöl. Zudem gibt es noch hohe Vorräte an Seltenen Erden. Internationale Investoren zeigen ein großes Interesse an der Mongolei. Durch die Nutzung ihres Rohstoffpotenzials befindet sich die Mongolei auf dem Weg ein wichtiges Produzentenland für Bergbauerzeugnisse zu werden, das bei der Versorgung der Weltwirtschaft mit mineralischen Elementen eine entscheidende Rolle einnimmt. Die Investitionen, die in der Mongolei in den nächsten Jahren im Bergbaubereich und rundum laufen werden sollen, sind enorm. Länder wie Kanada, Australien, Russland und China haben das schon längst erkannt und die Aktivitäten sind sehr intensiv. Die Mongolei wurde in der Wahrnehmung Europas zu einem agrargeprägten Land, überwiegend mit nomadischer Viehzucht, mit den typischen Problemen einer unterentwickelten Volkswirtschaft.

Die Mongolei erzielte 2011 im weltweiten Vergleich eine der höchsten Wachstumsraten. Nach Prognosen der Asian Development Bank wird die Wirtschaftsleistung um rund zwölf Prozent steigen. Auch für die folgenden Jahre hält der IWF zweistellige Wachstumsraten für möglich. Die Erschließung und der Abbau der Rohstoffvorkommen, der Aufbau der Infrastruktur und der enorme Nachholbedarf in allen Bereichen der Wirtschaft bieten großes Potenzial. Da die Mongolei erst am Anfang ihrer Entwicklung steht, finden sich immer noch viele Nischen, die unbesetzt sind. Hinzu kommt der enorme Nachholbedarf, vor allem Investitionen im Infrastrukturbereich, davon braucht das Land eine Menge (z.B. Eisenbahn, Straßen, Energie-, Logistik-, Gesundheitssektor, Bildungsbereich, etc.)

Eine entscheidende Herausforderung für die mongolische Regierung ist es, ein Gleichgewicht zwischen ihren Einflussbereichen, den zwei mächtigen Nachbarn China und Russland, zu erreichen. Dies bezieht sich auf den starken wirtschaftlichen und politischen Wettbewerb, in dem sich die beiden Länder in der Mongolei engagieren. China, mit einem Marktanteil von mehr als 70 Prozent der mongolischen Exporte, ist zweifellos der größte Wirtschaftspartner der Mongolei. Nebenbei ist Russland zweifellos sein größter Lieferant. 100 Prozent von Öl und Gas und 80 Prozent des mongolischen Weizens aus stammen aus Russland. Das ist ein schwerwiegendes Abhängigkeitsproblem, das sich in den letzten Jahren verschlechtert hat, vor allem durch die steigenden Gas- und Lebensmittelpreise. Kein Wunder, dass die Mongolei versucht, das Niveau der wirtschaftlichen Durchdringung von jedem seiner beiden Nachbarn zu kontrollieren. Um den Druck von Russland und China zu lösen, haben die mongolische Regierung die Politik des „dritten Nachbarn“' entwickelt. Diese Politik besteht in der Schaffung einer neuen strategischen Zusammenarbeit im Ausland ohne wirtschaftliche und handelspolitische Fragen mit den Russen und Chinesen. In diesem Sinne hält die Mongolei starke Bindungen u.a. mit Japan, den USA, Dänemark oder Deutschland.

Im Rahmen einer Reise von Kanzlerin Merkel im Jahr 2011 hat Deutschland beim Kampf um wertvolle Rohstoffe die Mongolei als Partner gewonnen und die beiden Länder unterzeichneten ein wichtiges Abkommen über milliardenschwere Geschäfte. Die Mongolen hoffen und freuen sich: Anstatt purer Ausbeutung von Rohstoffen sollen viel Knowhow, Wissenstransfer und Fairness aus Europa kommen.


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