von Enkhtuul Enkhsaikhan, Mongolei

Warum wollen die jungen Mongolen ins Ausland gehen? Diese Frage stelle ich mir ständig, aber finde leider keine richtige Antwort darauf. Obwohl viele Mütter ihren Kindern, die im Ausland leben, sagen: „Erfülle all deine Träume und beeile dich nicht, zurück zu kommen. Es geht mir gut, mach dir keine Sorgen“, und sehr hoffen, dass es ihren Kindern in der Fremde wirklich gut geht, vermissen die Mütter ihre Kinder im Herzen schmerzlich und warten jede Sekunde darauf, dass ihre Kinder zurück nach Hause kommen. „Komm schnell nach Hause, weil deine Mutter sich große Sorgen um dich macht“, schimpfen die Väter ihre Kinder, die im Ausland leben. Trotzdem bitten die Väter Gott, dass es ihren Kindern im Ausland gut geht. „Warum kommen meine Eltern nicht zurück, ich möchte auch mit meinen Eltern spielen wie die anderen Kinder. Wann kommen sie zurück?“, so denken die armen Kinder an ihre Eltern und sind sehr neidisch auf die anderen Kinder, die mit deren Eltern zusammen sind.

Ein Sprichwort lautet „Liebe kennt keine Grenzen“, aber doch gibt es Grenzen zwischen zwei Herzen. Junge Frauen warten auf ihre Verlobten und schlafen allein im kühlen Bett. Sie hören das Wort „ich liebe dich“ regelmäßig über das Internet. Es ist so schade.

Muss es so sein, dass wir immer und ewig auf jemanden warten, der im Ausland lebt? Ist es wirklich so unausweichlich, dass man ins Ausland geht, um dort zu leben?

Viele Mongolen antworten leider vermutlich mit „ja“. Die Leute haben den Traum und das Ziel, ins Ausland zu gehen. Sie unterstützen ihre Familie finanziell und schicken alles Geld, das sie im Ausland verdienen, an sie.

Vor 20 Jahren fand die Volksrevolution in der Mongolei statt und die Mongolen wollten kein sozialistisches Land mehr sein. Durch die Lebensregel „Leben oder Sterben“ sind viele Leute untergegangen und verzweifelt. Seit dieser Zeit suchen die Leute den Weg ins Ausland.

Heute leben über 200.000 Mongolen im Ausland. Wenn 100.000 Mongolen etwa 1.000 Dollar pro Person im Jahr an ihre Familie schicken, dann kommen über 100 Millionen Dollar durch die Mongolen, die im Ausland leben, in die Mongolei. Durch diese finanzielle Hilfe haben wir viele Hochhäuser, Schulen, Krankenhäuser und Kindergärten neu gebaut. Die Mongolen im Ausland unterstützen nicht nur ihre Familien, sondern auch ihr Land. Sie erweisen der Entwicklung unseres Landes einen großen Dienst, viel größer als die Politiker. Ich danke euch!

Obwohl sie soviel für das Land gemacht haben, haben sie immer einen schlechten Ruf, weil sie ihr Land verlassen haben, weil sie nur an sich gedacht haben, weil sie ihre jungen Jahre im Ausland verbringen und wiederkommen, wenn sie alt werden.

Doch nun stellt sich eine Frage in meinem Kopf: „Haben sie wirklich kein Heimweh? Oder wollen sie nicht in die Mongolei zurück kommen?“ Doch, sie haben große Sehnsucht nach ihrem Zuhause. Jedes Mal, wenn sie über die Mongolei sprechen, die mongolischen Lieder hören, oder von der schönen Zeit mit ihrer Familie träumen, dann kullern ihnen die Tränen ungebremst das Gesicht herunter. Obwohl sie sagen: „Nein ich habe kein Heimweh“, sieht man trotzdem leicht ganz großes Heimweh in ihren Augen. Wie viele weitere Herzen müssen noch wegen des Geldes zerrissen werden? Und wie viele Eltern werden sich wegen des Geldes scheiden lassen? Es ist so traurig.

Die letzte Frage lasse ich offen für die 76 Abgeordneten, die im Parlament sitzen: „Warum tun Sie nichts dagegen? Oder wollen Sie, dass alle jungen Mongolen ins Ausland auswandern?“


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