von Pavel Budnikov, Russische Föderation

Am 21. Oktober startete im Kaliningrader Filmtheater „Sarja“ das siebte Kinofestival der EU-Staaten. Es ist bereits zur einer Herbsttradition geworden. Das Festival wurde von der EU-Vertretung in Russland und Botschaften, Konsulaten und Kulturzentren der EU-Staaten zusammen mit Partnern aus Kaliningrad organisiert. 2005 fand zum ersten Mal das EU-Kinofestival in Kaliningrad zum Anlass des 750-jährigen Jubiläums der Stadt statt. Man dachte damals, dass es ein einmaliges Ereignis werden würde. Aber das Festival hatte so großen Erfolg, dass die Zuschauer um die Fortsetzung baten. Heute kann man mit Sicherheit sagen, dass es sich zu einem der denkwürdigsten Ereignisse im Kulturleben der Region entwickelt hat. Filmregisseure wie Krzysztof Zanussi und Oscar-Preisträger Jean-Jacques Annaud waren hier bereits zu Besuch sowie die Schauspieler Michael Fassbender und Anne Consigny. Die Festivalpräsidentschaft wurde in den vergangenen Jahren von Claude Pinoteau, Jewgeni Grischkowez und Alexei Utschitel ausgefüllt. Der Vizepräsident war der Juror der Internationalen Filmfestspiele von Cannes Joel Chapron. Das Festival schaffte es dieses Mal außerdem zum ersten Mal zu einem eigenen Bericht in den Kulturnachrichten des Kanals EURONEWS.

In diesem Jahr wurde bei der Eröffnung der Film „Le Havre“ gezeigt. „Le Havre“ ist ein Spielfilm des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki aus dem Jahr 2011. Die französischsprachige Tragikomödie spielt in der titelgebenden französischen Hafenstadt und stellt einen ehemaligen Literaten und Schuhputzer, der sich eines Flüchtlingskindes aus Afrika annimmt, in den Mittelpunkt. Der Film feierte seine Premiere am 17. Mai 2011 im Wettbewerb der 64. Filmfestspiele von Cannes. „Le Havre“ wurde bei den Filmfestspielen von Cannes mit dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet. Beim Münchener Filmfest erhielt er den ARRI Preis. Er wurde auch als Kandidat für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert.

In zwei Wochen können die russischen Zuschauer fast 50 Filme aus 25 europäischen Staaten sehen. In diesem Jahr stehen die besten Filme aus dem nationalen Verleih im Programm, die auch an verschieden Filmfestspielen teilnahmen, z.B. der Berlinale, Cannes und Venedig. Sie wurden auch mit verschiedenen Preisen von Kinoakademien ausgezeichnet. In diesem Jahr können die Filmfans auch Dokumentarfilme sehen oder einen Rückblick auf das Schaffen der hervorragenden französischen Schauspielerin Juliette Binoche werfen. Die Ehrengäste des Festivals sind heute der einzigartige portugiesische Regisseur Marko Martins und die deutsche Künstlerin und Regisseurin Gudrun Wassermann. Sie werden ihren Filmen selbst vorstellen.

Es findet auch eine große Erstaufführung statt: zum erstem Mal während des Festivals wird ein 3D-Film gezeigt. Es handelt sich um Wim Wenders Film „Pina – Tanzt, tanzt sonst sind wir verloren.“ Der Tanzfilm gewann den Deutschen Filmpreis 2011 in der Kategorie bester programmfüllender Dokumentarfilm und war für die beste Regie nominiert. Im selben Jahr folgte der Gewinn des Deutschen Dokumentarfilmpreises. Wer sich für das Leben und Werk der weltberühmten Choreografin interessiert, wird vielleicht enttäuscht sein. Denn Wim Wenders hat keinen Film über, sondern einen Film für Pina Bausch gedreht. Eine ungemein zarte und lebendige Liebeserklärung an die verstorbene Leiterin des Wuppertaler Tanztheaters. Wenders zeigt nur wenige Archivaufnahmen und verlässt sich ganz auf die Ausdruckskraft und die persönlichen Erinnerungen der Ensemblemitglieder, die an verschiedenen Orten Szenen aus vier Inszenierungen tanzen.

Während diesen 16 Tagen werden auch die Zuschauer ihre Stimme für den besten Film abgeben. Aber den Preis bekommen nicht der Regisseur, sondern die Filmfans selbst, da der Gewinner-Film am Ende des Festivals am 6. November gezeigt wird. Den Schlussakkord spielt Ville Leinonen, der einzigartige finnische Musiker, der heutzutage in Finnland wie auch in Russland sehr populär ist.

Im Großen und Ganzen hilft das Festival, Grenzen zu überwinden und ermöglicht seinen Besuchern, sich eine eigene Meinung über das neue Europa und seine Entwicklung und Probleme zu bilden.


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