von Istvan Korosa, Ungarn

Eine effektive Kommunikation in der Europäischen Union ist ungefähr so leicht, als wollte man Frankenstein in Greta Garbos Klamotten zwängen. So hatte sich vor kurzem die frisch ernannte Kommisarin für Kommunikatin, Margot Wallström, geäußert. Sie kann das beurteilen, denn aus ihrer 11-jährigen Praxis als Europa-Politikerin kennt sie den transnationalen Moloch von Außen und Innen ziemlich gut. Beim jetzigen Entscheidungsprozess kann es durchaus dazu kommen, dass man so um die anderthalb Jahre braucht, bis es von einem Vorschlag zu einer handfesten Entscheidung kommt. Dank der negativ ausfallenden Referenden über die Europäische Verfassung bleibt das auch noch eine Weile so. Die Nationalstaaten können weiter den Sündenbock ausserhalb ihrer Hochheitsgebiete suchen, wenn etwas nicht wie am Schnürrchen läuft. Das kennen wir.

Die Innen- und Aussenkommunikation der EU ist gleichwohl nicht zufriedenstellend, das allerdings bedeutet aber nicht, dass alles was mit der Union zu tun hat, nicht stimmen würde. Es weist lediglich darauf hin, dass man grundlegende Änderungen in der jetzigen Vorgehensweise in puncto Kommunikation vornehmen muss. Europa ist nämlich einig. Einig in der Frage, dass die 450 Millonen Europäer keinen blassen Schimmer davon haben, was in den EU Institutionen eigentlich passiert. Sie können sich selbst nicht erklären, wie und worüber in der Instituionen entschieden wird.

Laut der neuesten Umfrage des Eurobarometers, haben 70 Prozent der Europäer nur bedingte Ideen, was die EU ist. Man muss dazusagen, dass es auch ziemlich schwer zu kommunizieren ist, wenn 25 Herren in schicken Anzügen an einem runden Tisch stundenlang miteinander diskutieren. Daraus lässt sich kaum ein Nerven zerreissender Actionfilm machen. Als Folge schaltet der Zuschauer mit Lichtgeschwindigkeit um, sobald Europa auf dem Schirm erscheint. Die Aufgabe der Europa-Journalisten sollte daher sein, dass die von den Herren in schicken Anzügen angeprochenen Fragen und Themen letzendlich doch irgendwie an ihr Ziel kommen, denn von den Antworten sind wir alle betroffen. Vom Arzt bis zum Landwirt, vom Forscher bis zum Bäcker – unser Alltag und im weiteren Sinne unsere Zukunft, ist stark davon beeinflusst, was da passiert oder eben nicht passiert. Das bedeutet gleichzeitig, dass die in Brüssel produzierten und verbreiteten Unmassen an Informationsmaterial, von "Denkenden" ausgepackt und bewertet werden und von der unnötige Propagandahülle befreit und verständlich gemacht werden.

Die bisherigen Kommissionen haben die Kommunikation für weniger wichtig erachtet. Der jetztige Anfang der Barroso-Kommision, einen eigenen Kommissar für Kommunikation zu ernennen, war ein Schritt in die richtige Richtung. Denn wenn man die Menschen nicht erreichen kann, dann werden sie den Sinn und die Sache der EU nicht begreifen, dann schwindet auch schnell die Akzeptanz der Institutionen. Und das nennt man Legitimationsdefizit. Die Aufgabe ist also klar, und die Klamotten von Garbo warten in unserem Schrank.

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