von Wasili Iwanow, Georgien

Nach der Revolution kam für fast alle politischen Talkshows im Georgischen Fernsehen das Aus. Der Grund: Die Leute, die vor der Revolution für die Freiheit des Wortes gekämpft haben, sind nach der Revolution in die Regierung gekommen und kämpfen heute gegen die Freiheit des Wortes.

Den vorläufigen Höhepunkt erreichte die neuerliche Diskussion um Freiheit und Verantwortung der Medien jetzt durch die Verhaftung eines Journalisten des Privatkanals 202 – Aufgrund der Existenz eines Videos, dass zeigt, wie er Geld vom Abgeordneten Koba Bekauri bekommen hat. Hintergrund des vermutlichen Bestechungsversuches des Journalisten durch den Abgeordneten ist, dass der Abgeordnete Bekauri seinen politischen Einfluss für private Geschäfte benutzt haben soll.

In einer Reportage des Senders Kanal 202 gab Bekauri an, Geld für ein Investment von einem Freund geliehen zu haben. Die Summe um die es geht, beläuft sich auf 150 000 US Dollar – als zinsloser Kredit mit fünf Jahren Laufzeit.

Der Abgeordnete wollte verhindern, dass die georgische Öffentlichkeit von dieser Geschäftsbeziehung erfährt. Unangenehme Fragen nach dem Einfluss des Kreditgebers auf die politische Haltung und auf Entscheidungen Bekauris wären die Folge gewesen. Den Moderator der Sendung, in der der Beitrag erscheinen sollte, habe Bekauri aus diesem Grund zu bestechen versucht und darum gebeten, eine Ausstrahlung zu verhindern. Der nun folgende Prozess wird, so die Hoffnung der Journalisten in Georgien, dazu beitragen, den Journalismus und dessen Freiheit ein weiteres Mal öffentlich zu thematisieren.

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