von Tzvetana Miladinova, Bulgarien

Es war einmal. Da wurden Zeitungen herausgegeben, die der Partei gehörten und demzufolge die angegebenen Richtlinien strikt zu befolgen hatten. Der Leser kam selten zu Wort, das System duldete keine fremden Meinungen, auch wenn sie die Stimmung des eigenen Volkes ausdrückten. Die Folge: Angst, sich kritisch zu äußern, und langes tiefes Schweigen.

Mit der Wende änderte sich vieles. Die bewährten Prinzipien der Bürgergesellschaft, wie Rede-, Presse- und Meinungsfreiheit rückten in den Vordergrund. Viele der neu entstandenen Medien, die nun in privaten Händen lagen, setzten vor allem auf Meinungsbildung und Meinungsäußerung. Der Leser, Zuschauer oder Zuhörer wurde dazu aufgefordert, über Themen zu reden, die früher schlicht als Tabu galten.

Heute ist das möglich. Da bietet z.B. die Tageszeitung „24 STUNDEN“ in Bulgarien den Lesern die Möglichkeit an, sich frei auszusprechen, d.h. im Prinzip aktiv zu sein, die eigene Meinung vertreten. Aktionen wie „Wähle den untauglichen Abgeordneten ab“ oder „Zeige die Schwächen der Hochschulausbildung“ sorgten für großes Interesse unter den Lesern. Das Wort haben, mitentscheiden, mitbestimmen, das Gefühl dabei zu sein – das merken die Leser und wissen es zu schätzen.

Die Zeitung als Plattform zur freien Rede auf der einen Seite und dann auf der anderen - die Zeitung als Ratgeber? Wohl möglich. Dieses Phänomen ist bereits in der Redaktionspolitik verankert. Unter dem Motto „Wir stehen im Dienst des Lesers“ versucht „24 STUNDEN“, den Lesern behilflich zu sein. Dazu gehören wöchentliche Rechts- und Gesundheitsberatungen, und die kompetente Beantwortung von Leserfragen. Auch die 8-seitigen Beilagen, die regional (in Sofia, Plovdiv, Varna und Bourgas) erscheinen, bieten einen guten Service an. Der Leser ist jederzeit über die wichtigsten Ereignisse in der Stadt bzw. in der Gegend informiert, er erfährt aus der Zeitung, welche Kino- und Theateraufführungen bevorstehen. Er kann zwischen der einen oder der anderen Ausstellung wählen oder sich für einen Besuch in einem Lokal entscheiden. Alles ist dabei, man braucht nur am Kiosk vorbeizukommen, sich die Zeitung kaufen und das Gefühl gleichzeitig König und Kunde zu sein genießen.


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